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Invasive Arten erobern Berlin und Pankow – wie gefährlich sind sie und was unternimmt Pankow dagegen

Kleine Anfrage vom 09.09.2022

22. September 2022

Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:

Ob Waschbären, amerikanische Sumpfkrebse oder das drüsige Springkraut – immer mehr invasive Arten bedrohen Fauna und Flora in Berlin und damit auch in Pankow. Die „Durchführungsverordnung (EU) 2019/1262 der Kommission vom 25. Julia 2019 zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 zwecks Aktualisierung der Liste invasiver gebietsfremder Arten von EU-weiter Bedeutung“ hat weitere invasive Arten von EU-weiter Bedeutung aufgenommen, die auch für Deutschland und Berlin respektive Pankow von Bedeutung sind. „Allein in Deutschland sind mindestens 168 Tier- und Pflanzenarten bekannt, die nachweislich negative Auswirkungen haben – oder haben könnten. So viele Arten listet das Bundesamt für Naturschutz in seinem Managementhandbuch für invasive Arten auf. In der gesamten EU gehen Experten sogar von rund 12.000 gebietsfremden Arten aus, von denen etwa 15 Prozent als invasiv eingestuft werden, und damit potenziell Schäden ausrichten.“2 Ingolf Kühn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle meint dazu: „Bei Arten, die noch nicht hier heimisch sind, hat man ganz gute Chancen, sie fernzuhalten. Bei bereits etablierten Arten wie etwa den Sumpfkrebsen oder dem Riesenbärenklau ist die Beseitigung nicht mehr zu schaffen. Da geht es dann darum, die Bestände einzudämmen und die Arten aus besonders sensiblen Bereichen wie Naturschutzgebieten fernzuhalten.

„Im Fall der Roten Amerikanischen Sumpfkrebse heißt das vor allem: Tiere fangen. In Berlin hat die Senatsverwaltung damit einen Fischer beauftragt. Die gefangenen Tiere werden unter anderem an Berliner Gastronomen verkauft. Wir sehen das als Möglichkeit, für ein Problem eine ökologische und nachhaltige Lösung zu finden‘, sagt Lukas Bosch,

Mitgründer des Unternehmens HolyCrab, das die Organisation vom Fang bis zum Verkauf übernimmt.“Diese Umstände können für erhebliche Verwerfungen im Ökosystem und der Biodiversität für Flora und Fauna hervorrufen und damit einhergehend auch erhöhte Kosten und biodiverse Folgen hervorrufen, so ist beispielsweise die europäische Sumpfschildkröte vom Aussterben bedroht.

Ich frage das Bezirksamt Pankow von Berlin:

1. Welche invasiven Arten sind in Pankow bekannt? (Mit Bitte um Aufschlüsselung nach Erkenntnisjahr und Ortsteil.)

Für den gesamten Bezirk gibt es keine Erfassung invasiver Arten nach Ortsteil und Jahr.

In Pankower Schutzgebieten verbreitete invasive Arten der sog. Unionsliste (der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014, s. a. https://neobiota.bfn.de/unionsliste/art-4-die-unionsliste.html):

Tierarten (Neozoa): Myocastor coypus - Nutria

Ondatra zibethicus – Bisamratte

Procyon lotos - Waschbär

Pflanzenarten (Neophyten): Ailanthus altissima – Götterbaum

Heracleum mantegazzianum – Riesenbärenklau

Solidago canadensis – Nordamerikanische Goldrute

Acer negundo – Amerikanischer Eschenahorn

Prunus serotina – Spätblühende Traubenkirsche

Fallopia japonica – Japanischer Riesenknöterich

Fallopia x bohemica – Böhmischer Riesenknöterich

In Pankower Schutzgebieten verbreitete, zusätzliche Arten, die durch das BfN als „invasiv“ eingestuft wurden:

Acer negundo – Eschenahorn

Fallopia japonica - Japanischer Staudenknöterich

Prunus serotina – Späte Traubenkirsche

Fallopia x bohemica – Böhmischer Riesenknöterich

Robinia pseudoacacia – Robinie

Solidago canadensis – Kanadische Goldrute

In Pankower Schutzgebieten verbreitete zusätzliche Arten, die durch das BfN als „potentiell invasiv“ eingestuft wurden:

Allium paradoxum – Wunderlauch

Impatiens parviflora – Kleines Springkraut

Rubus armeniacus – Armenische Brombeere

Symphoricarpus albus – Gewöhnliche Schneebeere

Das Vorkommen weiterer, auf o. g. Listen geführten Arten ist nicht auszuschließen. Erkenntnisse zu Jahr und Ortsteil der ersten bekannten Vorkommen liegen nicht vor.

Invasive Fische und Krebse in Pankower Gewässern

Im Rahmen der Aktualisierung des Berliner Umweltatlasses finden regelmäßig Fischbestandserhebungen in den Berliner Gewässern durch das Fischereiamt Berlin statt. In der jüngsten Auswertung von 2013 wurden 39 Fischarten nachgewiesen. Neun der nachgewiesenen Fischarten sind nicht einheimisch, sogenannten Neozoa. Im Vergleich zur vorherigen Zusammenstellung aus dem Jahr 2003 sind die Vorkommen der Neozoa Gras-, Marmor- und Silberkarpfen deutlich zurückgegangen. Diese Arten können sich in den Berliner Gewässern nicht natürlich reproduzieren und dürfen nicht mehr besetzt werden. Hier ist kurz- bis mittelfristig mit einem völligen Erlöschen der Nachweise zu rechnen. Neu hinzugekommen sind u. a. der Blaubandbärbling und der Sonnenbarsch.

Um die Situation der gebietsfremden Fische und Krebse in Berlin zu beurteilen, beauftragte das Fischereiamt Berlin 2020 das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Die aktuell am schnellsten ausbreitende, nicht heimische Fischart in Berlin ist die Schwarzmundgrundel. Insbesondere in den Bundes- und Landeswasserstraßen findet die Schwarzmundgrundel ideale Voraussetzungen zur Reproduktion. Es gibt allerdings auch zwei isolierte Vorkommen im Bezirk Pankow, einmal in der Laake und im Teich „Am Luchgraben“. Aus dem Letztgenannten stammt der auf Besatz zurückzuführenden Erstfund der Art in Berlin.

Folgende gebietsfremde Fischarten wurden in Pankower Gewässern nachgewiesen:

Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva)

Fundort: Fließgraben, OT Blankenburg, seit 2013

Goldfisch (Carassius auratus)

Fundorte: Bitburger Teiche, OT Weißensee und Malchow, seit 2020

Krugpfuhl, OT Französisch Buchholz, seit 2020

Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus)

Fundorte: Laake, OT Karow, seit 2020, Teich am Luchgraben, OT Karow, seit 2020

Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus)

Fundorte: Garibaldi Teich, OT Wilhelmsruh, seit 2013

Wilhelmsruher See, OT Wilhelmsruh, seit 2020

Krugpfuhl, OT Französisch Buchholz, seit 2020

Weißer See, OT Weißensee, seit 2020

Kreuzpfuhl, OT Weißensee, seit 2019

Nachweise für nicht heimischen Krebsarten (Kamperkrebs, Marmorkrebs und Roter Amerikanischer Sumpfkrebs) sind in den Pankower Gewässern nach Auswertung der Bestandsdaten durch das IGB (2020) nicht vorhanden.

2. Welche Maßnahmen werden unternommen, um invasiven Arten in jeglicher Art und Weise zu begegnen?

Mit der Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten (EU 1143/2014 vom 22. Oktober 2014) wurde in der Europäischen Union erstmals der Umgang mit invasiven gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten rechtsverbindlich geregelt. Zentrales Element der Verordnung ist eine Liste der invasiven gebietsfremden Arten von unionsweiter Bedeutung (Unionsliste). Für die in Berlin etablierten und in der Unionsliste genannten Fischarten Sonnenbarsch und Blaubandbärbling wurden Management- und Maßnahmenblätter herausgegeben.

Die Managementziele für die beiden Arten sind ähnlich: Bei einer flächenhaften Verbreitung ist die Population zu kontrollieren. Bei vereinzelten Vorkommen sind diese bei kleineren Gewässer zu beseitigen oder die Ausbreitung ist einzudämmen bzw. muss verhindert werden. Die Managementmaßnahmen reichen von Öffentlichkeitsarbeit zur Prävention von unerlaubtem Besatz aus Gartenteichen oder Aquarien, über Schulungen von Verkaufspersonal in Tier- und Zoohandlungen bis hin zum temporären Trockenlegen eines Kleingewässers. Unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit, der Auswirkungen auf die Umwelt und der Kosten ist die Anwendbarkeit der Maßnahmen im Einzelfall zu prüfen.

Das Straßen- und Grünflächenamt entfernt Riesen-Bärenklau beim Auftreten in Grünanlagen sofort bei Bekanntwerden. Götterbäume werden sukzessive beseitigt. Gesunde Bestandsbäume werden vorerst weiterhin erhalten.

Dem Umwelt- und Naturschutzamt Pankow stehen keine regulären Finanzmittel für die Landschaftspflege zur Verfügung. Einzig in den Schutzgebieten bzw. einigen geschützten Biotopen werden landschaftspflegerische Arbeiten seit 1992 in Kooperation mit verschiedenen Trägern, derzeit dem Träger Steremat AFS GmbH in Projektform durch Langzeitarbeitslose realisiert, die Kapazitäten und Möglichkeiten sind hier begrenzt. In diesem Rahmen erfolgt auch die Bekämpfung invasiver oder potentiell invasiver Neophyten seit 1992. Das zum Teil massive Auftreten bestimmter Arten ist auch eine Folgeerscheinung der langjährigen Rieselfeldnutzung und der daraus resultierenden gestörten Standorte ebenso wie der allgemeinen Erwärmung. Zu den zu bekämpfenden (heimischen) Arten zählen mittlerweile auch:

Conium maculatum – Gefleckter Schierling

Jacobaea vulgaris - Jakobs-Greiskraut

Berteroa incana – Graukresse

Scilla siberica - Blaustern

Acer platanoides – Spitzahorn

Acer pseudoplatanus – Bergahorn.

Für die Arten der Unionsliste existieren, wie oben angegeben, Management- und Maßnahmenblätter, die den Umgang mit den entsprechenden Arten vorgeben. Für alle anderen angegebenen Arten gibt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) Hinweise zum Umgang. Die tatsächliche Bekämpfung der Neophyten in Schutzgebieten erfolgt meist durch händische Rodung junger Pflanzen bzw. Mahd. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten geschieht dies jedoch nur bei Bildung größerer Bestände und merklicher Verdrängung anderer Arten.

Soweit bekannt, werden aktuell keine Maßnahmen gegen Nutria und Bisam unternommen, da bisher keine negativen Auswirkungen dieser Arten auf die Biodiversität des Bezirks festgestellt wurden. Unter Beobachtung sind seit diesem Jahr die ausfransenden Schilfbestände im NSG “Karower Teiche“, die auf Nutriaaktivität schließen lassen. Sollte sich der Trend im folgenden Jahr fortsetzen, müssen Maßnahmen zum Schutz der Röhrichtbestände ergriffen werden.

In Bezug auf den Waschbären wurde durch den Bezirk vereinzelt die Umsetzung von Managementmaßnahme M1 des Maßnahmenblattes (Anbringen von Überkletterschutzmanschetten an Horst- und Höhlenbäumen) unterstützt.

Die Umsetzung flächendeckender Maßnahmen ist dem Umwelt- und Naturschutzamt Pankow sowohl personell als auch finanziell nicht möglich, da der Waschbär in Berlin nicht bejagt werden darf.

3. Welche (negativen) Folgen entstehen durch die festgestellten invasiven Arten?

Einige invasive Neophyten, insbesondere Fallopia japonica, Rubus armeniacus und Symphoricarpus albus bilden lokal sehr dichte Bestände und verdrängen auf diese Weise andere Pflanzenarten. Deren Lebensraum geht zurück, die Biodiversität nimmt so lokal ab. Auch Tieren, die auf einheimische Arten spezialisiert und angewiesen sind, kann so die Lebensgrundlage entzogen werden.

Der Waschbär als räuberisches invasives Neozoon hat vor allem Auswirkungen auf die einheimische Avifauna und Amphibien. Er bedroht den Bruterfolg zahlreicher Vogelarten und muss als relevante Bedrohung für ohnehin zurückgehende Amphibienbestände angesehen werden.

Invasive Fischarten können bei hohen Bestandsdichten zu einer starken Nahrungskonkurrenz zu einheimischen Fischarten führen, und das in allen Entwicklungsstadien. Durch Fraßdruck auf das Zooplankton wirken sich die Fische außerdem ungünstig auf die Nahrungskette im Gewässer aus und können Eutrophierungseffekte verstärken. Im Folgenden werden die möglichen negativen Wirkungen der in Pankow vorkommenden nicht heimischen Fische kurz beschrieben:

Blaubandbärbling

Der Blaubandbärbling ist eine Art der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014. Die nur rund 10 cm großen Fische konkurrieren bei hohen Beständen mit heimischen Tieren um Nahrung zeigen ein äußerst aggressives Verhalten. So stehen sie im Verdacht, anderen heimischen Fischen große Wunden im Muskelgewebe zuzufügen, vor allem in den Wintermonaten bei Nahrungsmangel.

Goldfisch

Goldfische gelangen in die Gewässer meist durch Freisetzungen aus privaten Aquarien und Gartenteichen. Sie kommen fast ausschließlich in stehenden und isolierten Kleingewässern vor. Eine aktive Ausbreitung ist nicht zu erwarten. Sie sind äußerst anpassungsfähig und ernähren sich neben Fischeiern und –larven auch von Laich und Kaulquappen heimischer Amphibien. Als gründelnde Art wirbeln Goldfische Nährstoffe aus dem Sediment. Das Bundesamt für Naturschutz listet den Fisch als potenziell invasive Art.

Schwarzmundgrundel:

Da die Schwarzmundgrundel in Teilen Europas einheimisch ist, wird sie nicht auf der Unionsliste geführt. In Deutschland gilt sie allerdings als invasiv aufgrund ihrer rasanten Ausbreitung und ihrer nachweislichen Konkurrenz zu einheimischen Fischarten. Neben Laich und Jungfischen frisst die Schwarzmundgrundel auch einheimische Muscheln und Krebse.

Sonnenbarsch:

Seit 2019 steht der Sonnenbarsch auf der Unionsliste. Im Vergleich zu den meisten anderen Nachweisgewässern wurden im Wilhelmsruher See Individuen-stärkere Bestände festgestellt. Trotzdem wird im Bericht des IGB (2020) herausgestellt, dass von ihnen gegenwärtig keine Konkurrenzwirkung, Beeinträchtigungen einheimischer Arten oder gar Eutrophierung verstärkende Effekte zu erwarten sind.

4. Welche Kosten entstehen durch die invasiven Arten?

Das Bezirksamt weist die Kosten für die Bekämpfung der invasiven Arten nicht extra aus, es können lediglich Beispiele genannt werden:

Anfang 2022 wurden durch das Bezirksamt Waschbär-Abwehrgürtel zum Schutz von an Bäumen angebrachten Nisthilfen für Waldkauze (Strix aluco) finanziert, die Kosten beliefen sich auf 508,51 Euro.

5. Welche Auswirkungen sieht das Bezirksamt Pankow in Folge der invasiven Arten?

Siehe 3.

6. Gem. der Antwort der kleinen Anfrage 0431/VIII gibt es keine konzentrierten Aktionen des Bezirks Pankow mit weiteren Bezirken respektive des Landes Berlins um invasiven Arten zu begegnen: Hat sich dieser Sachstand verändert?

Nein, dieser Sachstand hat sich nicht verändert.

A. Wenn ja, wie sieht dieser aus?

1. Welche Verbesserungen konnten erreicht werden?

2. Wo besteht Optimierungsbedarf im Prozess?

B. Wenn nein, warum nicht?

Für die Planung und Umsetzung von Aktionen und Maßnahmen, die über die bereits ergriffenen hinausgehen, fehlen dem Bezirksamt Pankow sowohl die personellen als auch die finanziellen Kapazitäten. Die Leistungsfähigkeit des Bezirksamtes gemessen an den vorhandenen und stetig wachsenden Aufgaben bei gleichbleibend prekärer Ressourcenlage zunehmend eingeschränkt ist. Dementsprechend können zusätzliche Aufgaben nicht wahrgenommen werden.

7. Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Land Berlin und den weiteren Bezirken im Land Berlin aus?

Bei Sichtung von Neophyten-Beständen in Randbereichen angrenzender Bezirke werden die zuständigen Stellen darüber in Kenntnis gesetzt.

8. Wie wird das Bezirksamt diesem Umstand begegnen?

Ohne eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung sind keine weitergehenden Maßnahmen möglich.

9. Welche invasiven Arten sind von besonderer Bedeutung für die Flora und Fauna im Bezirk Pankow?

In den Pankower Schutzgebieten liegt bislang, aufgrund deren Häufigkeit und Verbreitung, ein besonderes Augenmerk auf folgenden Arten:

Procyon lotor - Waschbär

Acer negundo - Eschenahorn

Fallopia japonica - Japanischer Staudenknöterich

Solidago canadensis - Kanadische Goldrute

Rubus armeniacus - Armenische Brombeere

10. Wie bewertet das Bezirksamt grundsätzlich die Biodiversität im Bezirk Pankow von Berlin?

Die Biodiversität in Pankow ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume und dementsprechend durch eine mannigfaltige Flora und Fauna. Diese ist ebenso schützenswert wie auch in Teilen stark gefährdet.

Die besonders wertvollen Lebensräume im Bezirk sind gesetzlich geschützt. Die biologische Vielfalt bzw. Biodiversität hat in Natur- und Landschaftsschutzgebieten die besten Voraussetzungen, auch in Zeiten eines sich wandelnden Klimas erhalten zu werden.

Dennoch kann auch ein rechtlicher Schutz das Austrocknen von aquatischen und semiterrestrischen Lebensräumen bei jahrelang anhaltendem Niederschlagsdefizit nicht verhindern. Das „Wasserdefizit“ ist besonders für die Amphibienpopulationen ein Problem und damit für die biologische Vielfalt in Pankow. Die genannten Lebensräume werden zukünftig im Fokus des Biodiversitäts- und Schutzgebietsmanagements stehen, da sie besonders gefährdete Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Auch der allgemein festgestellte starke Rückgang der Insekten ist Anlass für die besondere Beachtung dieser Tiergruppe bei Schutzmaßnahmen.

Das Beweidungsprojekt auf den ehemaligen Rieselfeldern im LSG Buch nimmt deutschlandweit eine zentrale Stellung für die dauerhafte Etablierung einer halboffenen Landschaft aus Wald, Wiesen und Staudenfluren mit besonders hohem Naturschutzwert ein. Eine Weiterführung des Konzeptes und ein dauerhaft finanziertes Monitoring-Programm sind im Sinne der biologischen Vielfalt erstrebenswert.

Das Wissen über Artenvorkommen und –entwicklungen in Pankow und auch ein gezieltes, behördliches Biodiversitätsmanagement ist verbesserungsbedürftig. Besonders mangelt es an Fachpersonal im Umwelt- und Naturschutzamt und daraus resultierend an konzeptionellen Grundlagen und einem systematischen Monitoring. Auch im Straßen- und Grünflächenamt ist ein gesteigerter Input für biodiversitätsfördernde Grünpflege durch Personal und Wissenstransfer unbedingt erforderlich.

Die Gefährdung der biologischen Vielfalt in Pankow liegt eher untergeordnet in der Ausbreitung invasiver Spezies als vielmehr in dramatischen Flächenverlusten durch Neubebauung und intensive urbane Flächennutzungen, daneben auch in eingeschränkten Möglichkeiten der Grün- und Schutzgebietspflege. Der gerade akut zu beobachtende Wassermangel und anderen Folgen der menschengemachten Klimakrise sind daneben wesentliche höhere Bedrohungen für die biologische Vielfalt.